Eine verständliche Einführung in das Lebenswerk von Fred Woudhuizen

Das Lebenswerk des im September 2021 verstorbenen Forschers Frederik Woudhuizen besteht aus 25 Büchern und über 100 wissenschaftlichen Artikeln. Woudhuizen hat Entzifferungen für Schriftsysteme vorgeschlagen, die allgemein als nicht entziffert gelten, darunter die kretischen Hieroglyphen, die Byblos-Schrift, Linear A und die kypro-minoische Schrift. Praktisch alle Arbeiten Woudhuizens stehen miteinander in einem Zusammenhang, so dass sich daraus ein in sich kohärentes System der frühen mediterranen Schriftsysteme herleiten lässt. Um dieses System leichter zugänglich und begreiflicher werden zu lassen, begann der Schweizer Geoarchäologe Eberhard Zangger im Sommer 2020 damit, mit Fred Woudhuizen Gespräche zu den unterschiedlichsten Aspekten von dessen Forschung zu führen. Dieses Buch, das Fred Woudhuizen noch bis zur Drucklegung begleitet hat, präsentiert auf 255 Seiten die Hauptthemen dieser Interviews. Mit Hilfe von Fred Woudhuizens eigenen Aussagen werden Zusammenhänge ersichtlich, die zuvor im Verborgenen blieben. Die Leser erhalten so Zugang zur Denkweise eines Forschers, dessen Werk zu seinen Lebzeiten zum großen Teil unverstanden blieb.

 

Conversations about Space and Time: Early Mediterranean Scripts

Conversations about Space and Time: Early Mediterranean Scripts
Frederik C. Woudhuizen und Eberhard Zangger
November 2021
Istanbul: Ege Yayınları
ISBN/ISSN: 9786057673930
Sprache: Englisch
255 Seiten
63 Farbabbildungen
21 x 15 cm
Kartonierter Einband
Gewicht: 474 g
https://www.zerobooksonline.com/en/product/url/early-mediterranean-scripts

 

Kommentiertes Inhaltsverzeichnis

Wie funktionieren Entzifferungen?
Was bedeuten die Begriffe mediterrane Vor- und Frühgeschichte? Die Vorteile interdisziplinärer Arbeit. Verknüpfen der Beweise. Wie Michael Ventris Linear B entschlüsselte – und warum Alice Kober das nicht gelungen wäre. Aus jedem Durchbruch kann man lernen, aber ein Erfolgsrezept gibt es nicht. Jedes Mal wird ein anderer Werkzeugsatz benötigt. Wichtiger ist, was nach der Entzifferung kommt. Aus dem Etruskischen gibt es die meisten Dokumente – und alle können gelesen werden. Herausforderungen im Umgang mit luwischen Hieroglyphen. Eine Übersicht über die in diesem Buch behandelten Schriftsysteme. Erfolge und Misserfolge von Arthur Evans. Die Chronologie sollte korrigiert werden.

Wellen der Indogermanisierung im Mittelmeer
Warum Indogermanische Studien keineswegs rätselhaft sind. Erste Bewegungen in der Steppe. Pferd, Wagen und Bronze kommen zum Einsatz. Pelasger breiten sich über die Ägäis aus. Zwei Gruppen von Indoeuropäisch Sprechenden verbreiten sich um 2300 v. Chr. Die Luwier erreichen Anatolien – die Hethiter auch. Indoarier und Hyksos in der Levante und in Ägypten. Die griechische Sprache erreichte Griechenland erst 1650 v. Chr. Auf Kreta blühte eine multiethnische Gesellschaft. Konflikte mit Einwanderern sind nichts Neues. Die ältesten Sprachen in Iberien, Italien, dem Balkan und Anatolien.

Die frühesten kretischen Schriften
Zuerst kamen die akkadische Keilschrift und die ägyptischen Hieroglyphen. Tausend Jahre später erscheinen hieroglyphische Schriften in Anatolien und auf Kreta. Es gibt eine Beziehung! Linear A ist semitisch. Der Diskus von Phaistos stellt eine späte Form der kretischen Hieroglyphen dar. Die Forschung hat an Schwung verloren. Gibt es einen Kontext für Atlantis?

Der dauerhafte Erfolg der luwischen Hieroglyphen
Luwische Hieroglyphen sind seit 200 Jahren bekannt. Die Entzifferung erfolgte inkrementell. Endlich fand man eine Bilingue. Verschiedene Arten der Transkription. Die alte Lesart, die neue Lesart und die angepasste alte Lesart. Das Rätsel der großen Inschrift „Beyköy 2“. In der realen Welt erscheint ein Schriftzeichen, das zuvor als Hinweis für Fälschung galt. Türkmen-Karahöyük und die Frage seiner Datierung.

Byblos braucht eine eigene Schrift
Wie sah die Situation 1700 v. Chr. aus? Warum Byblos sein eigenes Schriftsystem brauchte. Bisherige Entzifferungsversuche. Jan Best und Fred Woudhuizen zerstreiten sich. Jan Best verdient Anerkennung! Kollegen halten die Entzifferung für spekulativ.

Ein Admiral aus Zypern ruft um Hilfe
Es gibt ausführliche und gut erhaltene Dokumente aus Zypern. Was die kypro-minoische Schrift wirklich ist. Verwaltungsbeamte führten Buch über Waren im Transit. Die hethitischen Herrscher verlangten Steuern. Nichts geht über sorgfältige Buchhaltung. Handelsrouten werden ersichtlich. Über den Wert des akrophonischen Prinzips. Die Tontafel 1687 aus Enkomi ist ein Hilferuf. Die Seevölker kommen – aus Troja!

Herkunft und Motive der Seevölker
Die politische Situation nach 1250 v. Chr. Zypern wird von den Hethitern annektiert. Die Hethiter erhoben in erster Linie Steuern. Alle betrachteten die Lukka als Störenfriede. Mindestens neun Stämme schließen sich zusammen. Mehrere Seevölker stammen aus Westkleinasien. War auch das zentrale Mittelmeer beteiligt? Fred präsentiert seine Rekonstruktion; Eberhard sieht das anders.

Die Etrusker kamen aus Kleinasien
Etruskisch konnte zwar gelesen werden, wurde aber nicht verstanden. Viele Versuche sind gescheitert. Ein Schriftzeichen stammt aus Lydien. Es gibt eine Bilingue – und sie ist sogar aus Gold! Ein ganzes Buch in etruskischer Sprache. Die Lemnos-Stele ist nicht ganz etruskisch. Etruskologen sind bestrebt, europäische Wurzeln zu belegen. Sprechen manche Schweizer Etruskisch? Etruskisch ist ein kolonialer luwischer Dialekt.

Andere luwische Dialekte wie Lydisch, Lykisch und Karisch
Die Hethiter sind verschwunden. Phryger wandern in Kleinasien ein. Während der frühen Eisenzeit sprechen die meisten Menschen in Anatolien weiterhin Luwisch. Lykisch ist ein luwischer Dialekt – genauso wie Lydisch, Sidetisch und Karisch. Ist Qλdãnś wirklich Apollo? Kleine Änderungen in der Lesart des Luwischen haben eine große Wirkung. Sidetisch besteht zur Hälfte jeweils aus phönizischen und zypriotischen Zeichen. Sidetisch ist eng mit Lykisch B verwandt. Manche Untersuchungen zum Karischen sind fragwürdig. Karisch enthält kypro-minoische Zeichen. Schriftsysteme vermischen sich untereinander! Griechisch wird überbewertet.

Südwestiberisch ist Keltisch
Das Südwestiberisch ist älter als die Alphabete in Griechenland und Anatolien. Ein Bedürfnis, teilweise Silbenschrift anzuwenden. Einflüsse aus Zypern. Die Sprache ist keltisch, aber die Transkription muss korrigiert werden. Ein Zinnmeister tritt auf. Die Phönizier gründeten Häfen in Südspanien, wo man Keltisch sprach.

Etymologie oder keine Etymologie – das ist hier die Frage
In der Linguistik gibt es keine Ansätze alter Schule. Die Verwendung der Etymologie ist in den indogermanischen Studien gängige Praxis. Sprachen unterscheiden sich voneinander, beeinflussen sich aber auch gegenseitig. Luwisch übte nach dem Ende der Bronzezeit einen nachhaltigen Einfluss aus. Wie alles miteinander verbunden war: ein Überblick über die Entwicklung der Schriftsysteme im 2. Jahrtausend v. Chr. Welche Fragen sind noch offen? Die Bedeutung historiographischer Quellen. Von Centum- und Satem-Sprachen. Warum sind Fehler hilfreich? In welchen Bereichen Freds Interpretationen bereits bestätigt wurden. Ist die gesamte europäische Archäologie eurozentrisch? Wie geht es weiter?