Wer wir sind

Unser Ziel: Westanatoliens verborgene Kultur erforschen

Die Stiftung Luwian Studies erforscht die reiche, aber unterrepräsentierte Kultur Westanatoliens während der Spätbronzezeit.

Luwische Hieroglypheninschrift in Hattusa
In dieser 4 Meter breiten luwischen Hieroglypheninschrift auf der Südburg in Hattuša führt der Großkönig Šuppiluliuma (vermutlich Šuppiluliuma I., 1350–1322 v. Chr.) die Regionen auf, die sein Reich umfasst (© Luwian Studies #1032)

Luwian Studies ist eine 2014 gegründete, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Zürich, Schweiz.

Sie fördert neue Forschungen in den Bereichen Archäologie und Philologie, mit einem besonderen Fokus auf das antike Westanatolien während der Spätbronzezeit (ca. 1700–1200 v. Chr.). Diese Region war die Heimat der Luwier, einer indoeuropäischen Sprachgruppe, die zeitgleich mit den Mykenern und den Hethitern existierte und eine bedeutende Rolle in der kulturellen und politischen Entwicklung der Ägäis spielte.

Jüngste Forschungsergebnisse belegen etwa 500 große Siedlungen in Westanatolien. Viele von diesen hatten einen Durchmesser von über 500 Metern und waren über Jahrtausende hinweg bewohnt, doch bisher wurde nur ein Bruchteil davon archäologisch untersucht. Die Erforschung dieser Fundstätten verspricht neue Erkenntnisse über die kulturellen Netzwerke und historischen Entwicklungen in der Spätbronzezeit.

Luwian Studies und ihre Ziele

Die zentrale These der Stiftung besagt, dass in Westkleinasien eine bisher weitgehend übersehene Kultur existierte, deren Einbindung in die historische Forschung neue Interpretationsmöglichkeiten für die Chronologie der Ereignisse am Ende der Bronzezeit eröffnet. Durch eine gezielte und umfassende Untersuchung luwischer Siedlungen soll das Bild der Ägäischen Frühgeschichte präzisiert und erweitert werden.

Darüber hinaus engagiert sich der Gründer der Stiftung seit über 35 Jahren für eine naturwissenschaftlich fundierte Untersuchung der Schwemmlandebene westlich von Troja, um mögliche verborgene Überreste der spätbronzezeitlichen Stadt aufzuspüren und deren historische Bedeutung besser zu erschließen.

Aus archäologischer Sicht ist das Gebiet am Fuße des Nordhangs von Troia von Bedeutung ... Angesichts dieser Ergebnisse halten wir es für sehr sinnvoll, dort eine archäologische Ausgrabung in einer Tiefe von etwa 7 m durchzuführen.

Detail einer luwischen Hieroglypheninschrift in Karatepe-Aslantaş (© Luwian Studies #0247)

Politik und Wirtschaft

Ein zentrales Anliegen der Stiftung ist es, politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsführer dazu zu ermutigen, die archäologische Erforschung luwischer Fundstätten in der Republik Türkiye und darüber hinaus gezielt zu intensivieren. Bereits wenige strategisch platzierte Sondagen könnten ausreichen, um das bisherige Bild der Ägäischen Frühgeschichte erheblich zu erweitern – und wir wissen, wo genau solche Grabungen anzusetzen wären.

Seit 1991 werden die hier vorgestellten Forschungsergebnisse nahezu ausschließlich privat finanziert. Dadurch bleiben die dargestellten Perspektiven vollkommen unabhängig von nationalen Interessen und institutionellen Vorgaben, was eine objektive Neubewertung der historischen Zusammenhänge ermöglicht.

Spätbronzezeitliche Kulturen im östlichen Mittelmeerraum
Diese Karte der spätbronzezeitlichen Kulturen im östlichen Mittelmeerraum zeigt den Bereich der luwischen Staaten vor der hethitischen Annexion Zyperns (© Luwian Studies #0109)
Friedrich Hrozný, der Entzifferer der hethitischen Sprache, untersucht 1934 die hieroglyphenluwische Inschrift aus Acıgöl Topada südlich des Halys-Bogens in Zentralkleinasien. Die Inschrift stammt aus der Zeit um 730 v. Chr. und erinnert an einen Krieg des Großkönigs Wasusarma von Tabal (aus Hrozný 1940, 116; © Luwian Studies #6206)

Retrospektive

Die Wissenslücke, die Luwian Studies zu schließen sucht, scheint in der historischen Polarisierung zwischen Europa und dem Osmanischen Reich verwurzelt zu sein. Als die Altertumskunde als wissenschaftliche Disziplin entstand, befand sich Europa in einem Spannungsverhältnis zum damals dominanten Osmanischen Reich. Dies führte dazu, dass bestimmte Regionen – insbesondere die anatolischen Kulturen Westkleinasiens – in der Forschung kaum Beachtung fanden. Drei Generationen nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches sind die Erinnerungen an dessen Einfluss verblasst, und die daraus resultierenden forschungsgeschichtlichen Lücken bieten heute die Chance für neue Entdeckungen.

Bereits in der Vergangenheit haben verschiedene Spezialisten der Ägäischen Frühgeschichte und der Altorientalistik darauf hingewiesen, dass es im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Westen der heutigen Republik Türkiye eine bisher weitgehend übersehene Kultur gegeben haben muss. Dennoch wurden die zahlreichen Hinweise auf die luwische Kultur bis heute nicht systematisch untersucht – eine Forschungslücke, die es dringend zu schließen gilt.

Interdisziplinäre Studien

Die Erforschung der Vergangenheit folgt traditionell einer Gliederung nach geografischen und sprachlichen Regionen (Ägyptologie, Gräzistik, Altorientalistik), Zeitabschnitten (Prähistorie, Alte Geschichte) und inhaltlichen Schwerpunkten (Baugeschichte, Philologie, Kunstgeschichte). Seit über einem Jahrhundert führt die zunehmende Spezialisierung der Wissenschaften zu immer präziseren Analysen, da eine höhere Auflösung der Beobachtung tiefere Erkenntnisse ermöglicht.

Doch gerade diese Konzentration auf Details erschwert es, übergeordnete Muster zu erkennen und größere Zusammenhänge zu erfassen. Um komplexe Ereignisketten plausibel rekonstruieren zu können, ist es daher oft erforderlich, die Grenzen des eigenen Fachbereichs zu überschreiten und interdisziplinäre Perspektiven einzubeziehen.

Das Yazılıkaya-Team 2015 umfasste: den Astrofotograf Bernd Pröschold, die Archäologin und Astronomin Rita Gautschy, den Archäologen und Geologen Eberhard Zangger und den wissenschaftlichen Illustrator Guido Köhler (© Luwian Studies #6217)
Eine Vision, wie die geoarchäologische Geländearbeit der Zukunft aussehen könnte (Midjourney AI;© Luwian Studies #6406)

Geoarchäologie

Der Gründer und Präsident von Luwian Studies, Dr. Eberhard Zangger, verfügt über Studienabschlüsse in Archäologie und kultureller Anthropologie sowie in Geologie und Paläontologie. Seit 1982 ist er auf archäologische Feldforschung im östlichen Mittelmeerraum spezialisiert.

Die Rekonstruktion historischer Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt, seit den 1970er-Jahren als Geoarchäologie bekannt, ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das Zangger mitgeprägt hat. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der Stanford University in den USA und der University of Cambridge in Großbritannien hat er die Landschaften rund um die spätbronzezeitlichen Kulturlandschaften von Iolkos, Mykene, Tiryns, Pylos, Berbati und Asine untersucht und rekonstruiert. Darüber hinaus war er an Geländeprojekten auf Kreta, Zypern, in Tunesien und Ägypten beteiligt. Seine wissenschaftlichen Publikationen stehen hier zum Download bereit.

Ergebnisse

Auf dieser Website bietet Luwian Studies einen umfassenden Überblick und ein plausibles Modell für die Ereignisse am Ende der Bronzezeit. Diese Rekonstruktion basiert auf mehr als vier Jahrzehnten archäologischer Geländetätigkeit an Fundstätten in nahezu allen Ländern des östlichen Mittelmeerraums. Zudem wurden über 11’000 wissenschaftliche Publikationen ausgewertet, um ein fundiertes und differenziertes Bild der damaligen Entwicklungen zu zeichnen.

Ein Beispiel für die Verwendung der LuwianSiteMap (© Luwian Studies #0192e)
Das Publikum beim Vortrag über Troja/Atlantis am 23. März 2024 in der Anwaltskanzlei Lenz & Staehelin in Zürich (© Luwian Studies #6250)

Jetzt sind Sie dran

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich aktiv an Luwian Studies zu beteiligen.

Wenn Sie Wissenschaftler sind und eine Idee für ein Forschungsprojekt haben, das im Rahmen von Luwian Studies realisiert werden könnte, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

Wenn Sie als Politiker tätig sind, unterstützen Sie bitte unser Ziel, gezielte Sondierungen durch Archäologen im Westen der Republik Türkiye zu ermöglichen.

Falls Sie als Wirtschaftsführer oder unabhängiger Förderer an der Erforschung dieser bisher wenig beachteten Kultur mitwirken möchten, können Sie Luwian Studies finanziell unterstützen.

Auch wenn Sie Vorschläge, Erkenntnisse oder Korrekturen beisteuern möchten, sind Sie herzlich eingeladen, mit uns in Verbindung zu treten.