Vortrag von Dr. Tijmen Pronk über indogermanische und anatolische Sprachen

Dr. Tijmen Pronk vom Institut für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft der Universität Leiden hat am 31. Januar 2020 auf Einladung der Stiftung Luwian Studies und des Instituts für Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Zürich einen hochspannenden Vortrag über „Indo-European, Anatolian and the Secondary Products“ gehalten. Das Thema passt perfekt zum Ziel der Stiftung, die Mittel- und Spätbronzezeit im Westen Kleinasiens zu erforschen.

Die sogenannte Sekundärproduktrevolution beschreibt die Nutzung von Tieren ohne Tötung derselben, also zum Beispiel von Milch, Wolle und Zugkraft. Diese Nutzung breitete sich weitgehend im 4. Jahrtausend v. Chr. aus, etwa gleichzeitig mit den Sprechern indogermanischer Sprachen. Die meisten Sprachzweige des indogermanischen Sprachraums enthalten daher Wörter für Sekundärprodukte und die damit verbundenen Technologien. Im anatolischen Zweig sind diese Begriffe jedoch schlecht vertreten. Die anatolischen Sprachen haben sich daher möglicherweise bereits vor der Einführung der Sekundärprodukt-Terminologie vom Zweig des Proto-Indogermanischen abgespaltet. Auch andere linguistische Hinweise sprechen für eine frühe Trennung zwischen dem Anatolischen und dem Rest des Indogermanischen.

Der Vortrag hat die relevante indogermanische und anatolische Terminologie behandelt und die damit verbundenen archäologischen Fakten und mögliche Konsequenzen angesprochen. Letztlich geht es immer um die Frage, wo und wann Proto-Indogermanisch gesprochen wurde.